„In Angola sieht man keine afrikanischen Filme“, beklagt Fradique

Autorin: Ana Tereza May, übersetzt von Nádia da Silva Souza

Der Filmemacher ist der Ansicht, dass das Desinteresse am nationalen Kino daher komme, dass Kunstproduktionen keine Priorität für das Land hätten. Der Filmemacher weist darauf hin, dass der Konsum US-amerikanischer Filme dazu beitrage, Stereotypen zu verewigen.

Mário Bastos, der unter seinem Künstlernamen Fradique bekannt ist und zu den herausragenden Regisseuren des zeitgenössischen angolanischen Kinos zählt, ist einer der Gastregisseure des Afrika Film Festivals, das bis zum 26. September 2001 in Köln stattfindet.

Der Filmemacher sagt, dass es immer noch eine Herausforderung sei, in Angola Filme zu machen. Die Künste hätten für viele Menschen noch immer keine landesweite Priorität. Er erinnert daran, dass nach dem Ende des Bürgerkriegs in Angola im Jahre 2002 nur noch über die Priorisierung des Straßenbaus gesprochen wurde. Fradique weist darauf hin, dass „eine Gesellschaft nicht nur aus einer Sache bestehe“, sondern auch Investitionen z.B. in Schulen und Kinos notwendig seien.

Das angolanische Kino propagiert immer noch Stereotype
Der Filmemacher sieht im „fehlenden Interesse“ der Angolaner, nationale Produkte zu konsumieren, ein weiteres Hindernis für die Entwicklung des einheimischen Kinos. Als er im Jahre 2010 seinen ersten Kurzfilm veröffentlichte, war es sein Ziel, ein Produkt für den angolanischen Markt zu schaffen, das von der Realität des Landes erzählt und keine Stereotype reproduziert.

Aufgrund des hohen Konsums US-amerikanischer Filme neigen laut Fradique nationale Produktionen dazu, den gleichen Fehler zu begehen und Karikaturen zu reproduzieren. Für den Filmemacher ist dies erst dann überwunden, wenn das Land anfängt, eine andere Art von Kino aus dem sogenannten „Globalen Süden“ zu rezipieren. So betont er: „Ich möchte, dass die Menschen in Angola mehr brasilianische Filme und mehr Filme aus Afrika sehen. In Angola sieht man keine afrikanischen Filme.“

Wie Fradique erzählt, hat das von ihm mitbegründete Filmkollektiv „Geração 80“ trotz dieser persistenten Realität versucht, die Situation zu verändern. Im Laufe des letzten Jahres wurden einige Filmaufführungen gefördert, wenn auch nur in geringem Maße aufgrund von Covid-19.

Die Erinnerung wach zu halten ist weiterhin eine Herausforderung
Die Kunstwerke von Fradique zielen auf eine Reflexion und die Wiedergewinnung von Erinnerungen. So soll z.B. der im Jahre 2016 erschiene Kurzfilm „Independência“ („Independence“) die Geschichte des Kolonialkrieges erzählen, vor allem für diejenigen, die nicht in dieser Zeit geboren wurden.

Der Regisseur glaubt, dass das Land ein kurzes Gedächtnis habe und es aufgrund des „ständigen sozialen und politischen Ausnahmezustands“ schwierig sei, „Reflexionsfähigkeit“ zu beweisen hinsichtlich der jüngsten Ereignisse in der Geschichte des Landes. „Angola ist durch sehr starke soziale Momente hindurchgegangen, von der Erlangung der Unabhängigkeit bis hin zu einem Bürgerkrieg, dazu die Finanzkrise. Anders gesagt, es gibt viele Dinge, die uns nicht viel Zeit zum Nachdenken lassen“, fasst er zusammen.

Er glaubt, dass das Kino dabei helfe, diese Erinnerungen wiederzugewinnen und am Leben zu erhalten. Als Beispiel nennt er die Werke der Filmemacher Pocas Pascoal, Ery Claver und Kamy Lara als einige der Regisseure, denen es gelingt, einen kritischen Blick zu haben und in ihren Filmen ein Nachdenken über das Land anzuregen. Dennoch sei daran erinnert, dass „Filme machen in Angola immer noch ein Privileg darstellt“, da es beispielsweise „keine Struktur wie im brasilianischen oder portugiesischen Kino“ gibt.

Prämierte Werke
Der Film „Ar Conditionado“ („Air Conditioner“) ist Fradiques erster Spielfilm und hat bereits an mehreren internationalen Filmfestivals, darunter in Rotterdam und Luxemburg, teilgenommen. Darüber hinaus wurde er beim Arquiteturas-Film Festival und dem Festival Innsbruck in der Kategorie „Beste Fiktion“ ausgezeichnet.

Die nächste Produktion unter Fradiques Regie heißt „O Reino das Casuarinas“ („The Kingdom of Casuarinas“) – ein Projekt, das auf dem gleichnamigen Roman des angolanischen Schriftstellers Luís Mendonça basiert. Der Film ist bereits in Entstehung und wird im Jahr 2022 erscheinen.

Quelle: Ana Tereza May: „Em Angola, não se vê filmes africanos“, lamenta Fradique“, in: DW, 2021, https://www.dw.com/pt-002/em-angola-n%C3%A3o-se-v%C3%AA-filmes-africanos-lamenta-fradique/a-59261030, übersetzt von Nádia da Silva Souza.

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